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Kommunale Nord-Süd-Partnerschaft Mönchengladbach/Offinso

Zur Vorgeschichte

Auf dem UN-Gipfel im Jahr 2000 verabschiedeten 189 Staats- und Regierungschefs in New York die Milleniums-Entwicklungsziele, einen konkreten Plan für eine gerechtere Welt. "While our goals are global, they can most effectively be achieved though action at the local level", beschrieb der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan die besondere Rolle der Kommunen bei der Verwirklichung der vereinbarten Ziele.

Im Oktober 2003 rief das EINE-WELT-FORUM e.V. Mönchengladbach dazu auf, eine kommunale Nord-Süd-Partnerschaft mit einer Stadt in Asien, Afrika oder Lateinamerika anzubahnen. Daraufhin bildete sich unter dem Dach des Forums ein Initiativkreis interessierter Bürgerinnen und Bürger. Diese Gruppe verständigte sich darauf, eine Nord-Süd-Partnerschaft zwischen Mönchengladbach und dem Distrikt Offinso in Ghana zu initiieren. Geplant war aber nicht die Form einer Partnerschaft, wie sie in Europa nach dem 2. Weltkrieg in großer Zahl verwirklicht wurde und es gab auch keine Absicht, den Rat oder die Stadtverwaltung aufzufordern, aktiv zu werden, sondern es ging zunächst ausschließlich um bürgerschaftliches Engagement.

Der Entschluss, eine Nord-Süd-Partnerschaft mit Offinso aufzunehmen, beruhte darauf, dass die Aktion Friedensdorf Kinder in Not e.V., ein Mitglied des EINE-WELT-FORUMS e.V., dort schon über Jahrzehnte die medizinische Betreuung und berufliche Ausbildung behinderter Jugendlicher mit erheblichen finanziellen Mitteln unterstützt hatte. Darüber hinaus bestanden enge Kontakte zum Erzbischof von Kumasi und zu dessen Bruder, der als traditioneller Chief in einem der Dörfer in Offinso fungierte. Diese Kontakte wurden genutzt, auf eine breitere Basis gestellt und zu einer Nord-Süd-Partnerschaft ausgebaut.
Der Vorschlag, eine Partnerschaft auf der Grundlage der UN-Beschlüsse aufzubauen, stieß in Offinso auf ein großes Interesse. Nana Osei Sarpong, der Ansprechpartner vor Ort, konnte weitere Bürgerinnen und Bürger Offinsos zur Mitarbeit gewinnen. Sie gründeten 2004 gemeinsam mit den Engagierten Bürgern in Mönchengladbach die Offinso-Mönchengladbach Cooperation of Development, eine in Ghana staatlich anerkannte und eingetragene Nichtregierungsorganisation. Dieses Gremium organisiert den Prozess der Partnerschaft in Offinso, überwacht die Durchführung der Projekte und sorgt für die erforderliche Transparenz.

Grundlagen der Partnerschaft

In einem beiderseitigen Abstimmungsprozess wurden die Grundlagen der Partnerschaft festgelegt. Dazu gehört auch die Übereinkunft, dass es nicht in erster Linie darum gehen sollte, Geld- oder Sachmittel zu transferieren. Vielmehr wurde vereinbart, in einem Dialog auf Augenhöhe Erfahrungen auszutauschen, Handlungskonzepte zu entwickeln und vor allem Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Als Kooperationsfelder, die für beide Seiten von Interesse sind, wurden die Bereiche Gesundheit, Bildung und Kultur, Gender, Arbeit und Energie benannt.

Kooperationspartner und Projekte

Das EINE-WELT-FORUM e.V., das nur über geringfügige Eigenmittel verfügt, hat starke örtliche Kooperationspartner, mit denen es Projekte in Offinso verwirklicht und für die Partnerschaft in Mönchengladbach wirbt. Zu nennen sind hier in erster Linie Schulen der Stadt: das Gymnasium Am Geroweiher, das die schulisch-partnerschaftiche Zusammenarbeit begründet und von Anfang an begleitet hat, das Gymnasium Rheindahlen, das Gymnasium an der Gartenstraße und das Franz-Meyers-Gymnasium. Im Laufe der Jahre sind neue Unterstützer hinzugekommen. So pflegen mittlerweile die Geschwister-Scholl-Realschule und das Berufskolleg Volksgartenstraße aktiv Kontakte zu ihren Partnerschulen und beteiligen sich mit Spenden und Arbeitseinsätzen an Projekten.
Mehrere Serviveclubs haben unsere Arbeit finanziell mitgetragen. Die Sternsinger der Gemeinschaft der Gemeinden Mönchengladbach-Mitte und Giesenkirchen machen sich jedes Jahr auf den Weg, um Geld für die Schulverpflegung ärmster Kinder zu sammeln.
Für mehrere Projekte erhielt das EINE-WELT-FORUM e.V. über Engagement Global Fördermittel des Landes Nordrhein Westfalen. Großzügige Einzelspenden sorgten dafür, dass die jeweils erforderlichen Eigenanteile aufgebracht werden konnten.

Mit den Geldern aus Sponsorenläufen und anderen Aktivitäten der Schulen konnten Schulgebäude in Offinso grundlegend saniert, Toiletten und Duschen gebaut, Schulgeldbeihilfen für bedürftige Kinder gezahlt und Computer finanziert werden.
Als besonders wirkungsvoll hat sich auch die Vergabe von Kleinkrediten an Frauen in Offinso erwiesen.
In enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und dem lokalen Energie- und Wasserversorger NEW wurden weitere Projekte wie Brunnenbau und Energieversorgung über die kommunale Förderung unterstützt. Eine Vielzahl von Brunnen ist bereits gebaut worden, so dass die Menschen dringend benötigte eigene Wasserstellen erhielten.
Mit Unterstützung aus Mönchengladbach sorgt in Koforidua seit einiger Zeit eine kleine Ölfabrik für Arbeitsplätze in der Region. Der ehemalige NRW-Minister Franz-Josef Lersch-Mense zeigte sich bei einem Besuch in Offinso von diesem lokalen Wirtschaftsunternehmen sehr beeindruckt und regte den Kauf eines LkW an, der zu 100 Prozent aus NRW-Mitteln finanziert wurde. Dessen Nutzung erleichtert der Kooperation den An- und Abtransport ihrer Waren erheblich. Geplant sind der Ausbau eines Gesundheitszentrums und die grundlegende Sanierung eines Gemeindezentrums.

Begegnungen

Begegnungen, die bereits mehrfach hier wie dort stattgefunden haben, sind wichtiger Bestandteil des Partnerschaftsprozesses. Bei dieser Gelegenheit werden nicht nur grundlegende Themen besprochen, Projekte begutachtet und Anstöße für weitere Zusammenarbeit gegeben, sondern die persönlichen Kontakte führen auch dazu, dass die bereits Aktiven ihr Engagement verstärken, dass die lokalen Kooperationspartner, insbesondere die Schulen, aus erster Hand über die Situation in Ghana und den Stand der Partnerschaft informiert werden, dass sich aber vor allem weitere Bürgerinnen und Bürger zur Mitarbeit bereitfinden.

Zu einem festen Bestandteil der Partnerschaft ist der Austausch und das Engagement junger Menschen geworden: Im Rahmen einer Kooperation zwischen der kbs-Akademie für Gesundheitsberufe in Mönchengladbach mit der Hebammenschule in Offinso finden wechselseitige Besuche von Auszubildenen statt. Wiederholt reisten Schüler des Berufskollegs Volksgartenstraße auf der Grundlage des konkreten Friedensdienstes für mehrere Wochen nach Offinso, um dort beispielsweise bei der Einrichtung eines Schulzentrums oder der digitalen Ausstattung der Partnerschulen zu helfen. Mehrere Jahrgänge von Abiturientinnen haben mittlerweile die Kontakte des Partnerschaftskomitees genutzt, um für einige Monate in der integrativen Schule in Namong zu helfen. Das Interesse junger Menschen an dieser Form der Entwicklungszusammenarbeit bleibt weiterhin groß.

Kommunale Nord-Süd-Partnerschaft Mönchengladbach/Offinso

Rainer Kühn